Trailer
Synopsis:
Welcome to St. Mickeyland! In painting-like tableaus, a reservation inhabited by cartoon and media icons is displayed. The assembled characters are in search of meaning in life, reflecting on their creation in the honeypot of capital. While Snow White learns stand-up paddling, Winnie the Pooh gives birth to a descendant, adding a dash of humanity to the fictional shell.
St. Mickeyland
a text by Franz Reimer (curator & artist)
In endlos fliessenden Tableaus führt uns St. Mickeyland durch die surreal verödeten Reservate unserer medialen Kindheitsträume – Träume, die sich ganz und gar in die Hölle unserer sich zu Tode kommerzialisierten Realität verirrt zu haben scheinen. Wie in einem interdimensionalen Spiegelkabinett trifft hier Paulchen Panther auf den Papst, Donald Duck auf Steve Jobs und die Teletubbies auf Greta Thunberg, Arielle auf Billie Eilish, Spiderman auf Ricky Gervais, Obelix auf Präsident Putin und Micky Maus auf Julian Assange.
Die Welten von Fiktion und Wirklichkeit scheinen unwiederbringlich zusammen gefallen zu sein – ohne Anfang und ohne Ende, ohne Innen und Außen, ohne Gestern und ohne jede Zukunft – die ausweglose Endlosschleife einer ewig währenden Gegenwart. Die Party, die nie zu Ende geht.
Und so suchen die einsam vor sich hin vegetierenden Comic-Figuren in diesen so trostlos von uns hinterlassenen Landschaften nach einem Lebenssinn. Ihre digitalen Leiber sehnen sich nach Essen und Fortpflanzung, sie rufen nach Gott und träumen von der Möglichkeit des ganz realen Todes. Wir begegnen Schneewittchen, die sich ins digitale Nirvana spritzt, Winnie Puh in tiefsten Depressionen, Skeletor beim angeleiteten Kreativ-Backen und Arielle im Erlebnis-Aquarium eines neon-giftigen Concept Cars.
Dabei stoßen wir immer wieder auf genau jenen Apfel, der uns erst hierhin geführt haben mag – der vielleicht einmal von Verführung, Sünde und der Vertreibung aus dem Paradies erzählte – im kapitalisierten Technologie-Zeitalter aber äußerst gewinnbringend als Versprechen von Erkenntnis, kreativem Eigensinn und der Möglichkeit immer währenden Glücks verkauft wurde. Ein Versprechen, das sich hier jedoch als verhängnisvolle Anleitung zum Unglücklichsein herausstellt und uns letztlich in die unheilvolle Misere von St. Mickeyland gestürzt zu haben scheint.
Und nun? That’s all folks? Wird nun wirklich nichts mehr gut?
Ist die Unschuld einer unbekümmerten Kindheit überhaupt noch möglich? Und überhaupt noch zu verantworten, wenn da kein Versprechen mehr ist auf eine bessere Zeit im Angesicht dieser so alltäglichen wie ausweglos erscheinenden Apokalypse? Wir sind jedenfalls mittendrin. Und wollen vielleicht auch gar nicht hier raus. Bis hierhin lief’s ja immer noch ganz gut.
There is no end till the end! Willkommen in St. Mickeyland!